Fotos: MünsterView/Heiner Witte

Der Westfälische Frieden ist Ansporn und Verpflichtung zugleich. Anlässlich seines 375-jährigen Jubiläums im Jahr 2023 haben die Stiftung Bürger für Münster und die Stadt Münster dazu aufgerufen, Bürgerprojekte, im Geiste des Westfälischen Friedens umzusetzen.

#peaceprojects

Projekte, die gefördert wurden: 

BUILDING-eine performative Installation (Theater Titanick)

Wir bauen ein Haus, einen Gemeinschaftsort, ein Utopia für Alle!

BUILDING ist eine 72-stündige Performance und Installation im öffentlichen Raum. Performer*innen und Techniker*innen von Theater Titanick lassen sich gemeinsam mit dem Publikum, mit Passant*innen, Anwohner*innen und Zuschauer*innen im Südpark auf ein soziales Experiment ein: das gemeinsame Bauen und Gestalten eines geteilten Lebensraums. 

Vom Morgen des 15. Juni bis zum Abend des 17. Juni 2023 wird im Südpark aus dem Nichts ein komplexes Konstrukt entstehen. In Zusammenarbeit mit dem Publikum und lokalen Kooperationspartner*innen wird das Gebäude zum Leben erweckt. Die Anwesenden werden Teil des Geschehens und können sich am Bau und der Ausgestaltung des BUILDING beteiligen - vom gemeinsamen Kochen, Sport treiben und Tanzen bis hin zum Diskutieren über aktuelle Themen. 

Dabei geht es um Teilhabe an der Gemeinschaft und an der Gestaltung verschiedener Räume, aber auch um Aushandlungsprozesse: Wieviel Gemeinschaft und wie viel Individualismus stecken in uns? Wie wollen wir unser Zusammenleben gestalten?

Das Café am Ende vom Ende der Welt (Stadtensemble Münster)

Im Rahmen des Stadtensemble-Projektes die „Reise zum Ende vom Ende der Welt“, in der alle Mitwirkenden & das Publikum sprichwörtliche Reisen zueinander & zu sich selbst erfahren, entsteht parallel „Das Café am Ende vom Ende der Welt“. 

Temporär wird es in allen Stadtteilen Münsters entstehen: in Lokalen, Cafés, in Parks, in Gärten, in privaten Küchen oder Wohnzimmern; überall dort, wo man gemeinsam essen, trinken & miteinander sprechen kann. Zusammenkommen soll dort eine Gruppe von 4 Menschen, die aus den unterschiedlichsten Zusammenhängen kommt: Aus verschiedenen Ländern, alt & jung, reich & arm, cis & queer, BIPoC & weiß, Menschen mit Behinderung & ohne, laut & leise, voller Ideen & orientierungslos, extrovertiert & introvertiert, mutig & ängstlich. 

Alle eint die Orientierungslosigkeit in einer aus den Fugen geratenen Welt. Während eines gemeinsamen Essens, zu welchem entweder jede*r etwas beigesteuert hat oder das gemeinsam zubereitet wurde, geht es um nichts weniger als um das Ende der Kriege, das Ende der Klimakatastrophe, das Ende der Ungerechtigkeit & das Ende der Spaltung der Gesellschaft. Die Verhandlungen zum westfälischen Frieden dauerten viele Jahre, hier „genügt" ein spielerisch gerahmter Abend, moderiert von einem StadtensembleMitglied. 

Während der Zusammenkunft wird der Inhalt eines selbst zu verfassenden „Friedensvertrages“ vereinbart, der zum Schluß von allen unterzeichnet wird. Inhalt des Vertrages ist einerseits der Konsens über eine gemeinsame Idee zur Weltverbesserung & andererseits die Entscheidung darüber, wie über einen aus dem Friedenspreis zu Verfügung gestellten Geldbetrag als Spende verfügt werden soll. Getragen von der Idee, dass der essentielle Baustein zur Veränderung von Lebensumständen & zur Beendigung von Kriegen der direkte, respektvolle Dialog ist, will das „Café am Ende vom Ende der Welt“ ein nachhaltiges Modellprojekt sein: zur Nachahmung empfohlen nicht nur im Westfälischen Friedensjahr & nicht nur in Münster.

Destination Love (Jugendtheater Werkstatt e.V.)

Theaterpädagogisches Projekt für und mit Jugendlichen zu Friedensgeschichten, die im Pumpenhaus oder dem Gasometer aufgeführt werden.

Friedensgeschichten. Gesammelt, gefunden, geschrieben und erfragt. Friedensgeschichten. Getanzt, erzählt oder geschwiegen. 10 Jugendlichen von Cactus Junges Theater berichten und performen was sie über Frieden herausgefunden haben.

Und der Friede soll euer ganzes Leben bestimmen (Theater Saurüssel)

Theater Saurüssel präsentiert in 24 Feldern auf einem 12m hohen Baugerüst vor dem St. Paulus Dom einen bunten Bilderbogen, eingetaucht in Musik. Über allem steht die Frage: Wie finde ich zum Frieden in mir und in der Welt?

Die 24 Spieler*innen zwischen 20 und 70 Jahren bieten einen Einblick. In ihre eigenen persönlichen „Friedensversuche“. Da taucht Hoffnung auf und Angst, Rückzug und Vorstoß, Stille und Aktion, Absurdität und Lachen, Tanz und Gebet, Freude und Verzweifelung, Hilfe und Trauer, Wegrennen und Standhalten. Die halbstündigen Performances vor dem Dom laden ein zum Innehalten, zum Staunen und zum gemeinsamen Sehnen nach Frieden.

Westfälisches Friedensballett (Bodytalk)

„Der Krieg ist der Vater aller Dinge“, sagt Heraklit; wir müssen jetzt ganz stark sein: Der Dreißigjährige Krieg hat das Ballett zu uns gebracht! Genauer gesagt die Friedensverhandlungen, bei denen sich die französische Delegation in Münster zeitweilig so langweilte, dass sie als Import aus Paris hier das "Ballet de la Paix" ausrichtete. Aus gegebenem Anlass de-/rekonstruieren wir es quasi am Originalschauplatz , dem historisch aufgeladenen Krameramtshaus (heute Haus der Niederlande).


Das Westfälische Friedensballett ist ein Publikumsformat: Professionelle Tänzer:innen und Gewerke des einzigen Ensembles, das im Regierungsbezirk Münster "Exzellenzförderung" erhält, gestalten mit dem Publikum - der aus über 150 Staaten stammenden Stadtgesellschaft - inmitten der Stadt und mitten in den Jubiläumsfeierlichkeiten (Juli/August 2023) 8 x einen Abend zum Thema Frieden, der den Bogen vom historischen Ereignis des Westfälischen Friedens über das Heute in die Zukunft spannt …

Westfälisches Friedensballett: Tanztheater mit Live-Musik. 

Produziert durch  bodytalk in Koproduktion mit dem Theater im Pumpenhaus

Von Yoshiko Waki und Rolf Baungart nach einer Idee von Ludger Schnieder

Von und mit Anna Katalin Nemeth, Justin Brown, Dominik Wicek, René Haustein, Luana Rossetti, Jan-Paul Werge, Marina Schutte, Sven Stratmann, Timo von der Horst, David Bäcker.


Battle (and Peace) of the Bands (WWU Münster, Ifm, Jazzorchester Osnabrück)

Gemeinsames musikalisches Kräftemessen von verschieden Jazzbands, die in einem Friedensschluss münden als OpenAir Veranstaltung in Münster und Osnabrück oder dazwischen.

Zwei Hochschul-Big Bands aus den beiden Friedensstädten - die WWU Big Band aus Münster und das IfM Jazzorchester aus Osnabrück - werden sich im Oktober gleich mehrmals zu einem „Battle of the Bands“ treffen: Damit greifen die beiden Ensembles um ihre Bandleader Ansgar Elsner und Stephan Schulze zum einen eine seit den 40er Jahren vor allem in den USA gängige Praxis auf, ein musikalisches „Kräftemessen“ auf der Bühne zu veranstalten. Zum anderen spielen die Bands damit natürlich auf die Rivalität der beiden Friedensstädte an, die bis heute fortwirkt - man denke nur an Auseinandersetzungen im Fußball.


Dieses Spannungsfeld wollen die beiden Orchester auf künstlerische Weise mit Jazzmusik und Rezitation beleuchten und hoffentlich zu einem symbolischen „Friedensschluss“ gelangen. Die Musik für dieses Projekt entsteht zum Teil ganz neu und wird mit Textbeiträgen aus der Zeit des Dreißigjährigen Krieges bis hin zur Gegenwart verbunden.


Die Konzerte werden Anfang Oktober an drei markanten Orten stattfinden - natürlich in Münster, in Osnabrück und genau dazwischen.

Ein gemeinsames Musikvideo Münster - Karlsruhe - Winnyzja (Pulse of Europe Münster)

Drei Städte, zwei Länder, ein Musikvideo: Mit drei Chören produzieren wir ein Musikvideo zu einem Lied, das die Sehnsucht nach Frieden und einer friedlichen Welt zum Ausdruck bringt. Das Lied „One Day“ von Matisyahu wird von drei Chöre (Chanson AG, Münster; Deutsch-ukrainischer Fächerchor, Karlsruhe; Vinnytsia Academic City V. Gazinsky Chamber Choir, Winnyzja) gesungen. 

Das Lied soll auf Englisch, Hebräisch, Arabisch und Ukrainisch aufgenommen werden. Die Sequenzen für das Video filmen Kinderreporter aus den mitwirkenden Städten mit ihren Mobiltelefonen. Die Leitfragen für das Bildmaterial sind „Was bedeutet für euch Frieden? Wo findet ihr Bilder des Friedens in eurer Stadt?“ Die Wahl der drei mitwirkenden Städte ergibt sich aus dem Gedanken der Städtepartnerschaften. 

Münster ist die Solidaritätspartnerstadt von Winnyzja (Ukraine), Winnyzja ist die Partnerstadt von Karlsruhe.

Das fertige Musikvideo wird auf verschiedenen Webseiten/online-Portalen zur freien Ansicht bereitgestellt.

Friedenslieder aus aller Welt - Mitmachkonzert für Kinder (Karibuni - Weltmusik für Kinder)

Friedens-Mitmachkonzerte in Münsteraner Grundschulen mit Karibuni.

Die Sehnsucht nach Frieden und einem friedlichen, harmonischen Zusammenleben der Menschen unterschiedlicher Völker, Hautfarben und Religionen ist ein Wunsch, der die Menschheit seit ewigen Zeiten bewegt. Überall auf der Welt existieren Lieder, die in unterschiedlicher Weise Kinder für den Frieden auf dieser Welt in all seinen Erscheinungsformen sensibilisieren, Fragen provozieren und die Neugier wecken auf den Frieden in und mit der Natur, den Frieden unter den Menschen oder  den inneren Frieden mit sich selbst.


Wir möchten durch die Internationalität und den Einsatz verschiedener Sprachen das positive Interesse der Kinder an den Kulturen ihren Schulkamerad*innen wecken, von denen einige vor Krieg und Elend nach Deutschland geflohen sind. Wir möchten den Kindern vermitteln, dass Frieden weit mehr ist als nur die Abwesenheit von Krieg, dass sie Rechte haben, unter anderem das Recht auf Frieden, Unversehrtheit, Bildung und kulturelle Teilhabe.

Build Peace - Diplomatic Simulation Game (Deutscher Volksbund Kriegsgräberfürsorge e.V.)

„Peace of Westphalia: Learn from the past, negotiate for the future“: Planspiel des Deutschen Volksbunds Kriegsgräberfürsorge e.V.

Im Rahmen eines Planspieles wird der Deutsche Volksbund Kriegsgräberfürsorge e.V. mit internationalen Jugendlichen der Frage nachgehen, wie Frieden überhaupt zustande kommen kann.

Der Westfälische Friede dient dabei als Ausgangspunkt, von dem aus in simulierten Friedensverhandlungen zu einem aktuellen Großkonflikt verschiedene Instrumentarien erforscht und internationale Beziehungen beleuchtet werden.

Weitere Informationen: https://www.volksbund.de/jugendbegegnungen/projekte-anmeldung/peace-of-westphalia-learn-from-the-past-negotiate-for-the-future


Orte des Dialogs (Vamos e.V. Münster und Studio formagora)

Fertigung eines runden Tisches und Sitzgelegenheiten als öffentlichkeitswirksamer, gemeinschaftlicher Prozess durch Menschen unterschiedlicher und oft zerstrittener Kulturen und Herkunft.

Wie sieht eigentlich ein „Friedenstisch“ aus? Um diese Frage zu beantworten, sind unterschiedliche Menschen aus Münster eingeladen, gemeinsam unter Anleitung einen eben solchen Tisch zu entwerfen und zu bauen. Begleitet wird der Prozess durch das Designstudio formagora in Kooperation mit Vamos e.V. 


Mit dem Projekt eröffnen wir einen Erfahrungsraum, in dem gemeinschaftlich ein symbolischer Ort der Verständigung geschaffen wird. Dieser soll sich in Form eines Tisches materialisieren und Friedensdialoge künstlerisch interpretieren. Der „Friedenstisch“ möchte Menschen unterschiedlicher Kultur und Herkunft dazu einladen, zusammenzukommen und sich auszutauschen und so friedensstiftende Prozesse anregen.

Peace Poetry Slam (cuba e.V.)

Dichter*Innen-Wettstreit zum Westfälischen Frieden mit selbstgeschrieben Texten ohne Hilfsmittel und unter Entscheidungsgewalt durch das Publikum

Ein Podium, auf dem jeder und jede die gleiche Zeit und die gleichen Voraussetzung hat, seine, ihre Meinung zu sagen. Egal ob Autor:innen-Adel oder Buchstabensetzerin aus dem Volk, nur das „Was“ und „Wie“ zählt, das „Wer“ spielt keine Rolle. Dieses Format, diese Bühne heißt Poetry Slam. Sie ist offen, generationsübergreifend, interkulturell, demokratisch und oft sehr berührend. In Zusammenarbeit mit der Deutschen Friedensgesellschaft lädt TatWort, die Wortbühne des Kulturzentrums cuba, junge Autor*innen, alte Lyriker*innen, neue Wortakrobat:innen ein, sich zum Peace Poetry Slam, einem Dichter*innen-Wettstreit zum Thema Frieden, zu bewerben. 

Ein Poetry Slam, und eben auch der Peace Poetry Slam, ist ein generationsübergreifender Dichter:innen-Wettstreit, bei dem die Grenzen zwischen Publikum und Künstler:innen verschwimmen. Beim Slam wird der Inhalt und die Performance der Texte gefeiert. Das Publikum bewertet die Texte, bejubelt eine gute Performance.


Doch, auch wenn es ein Wettbewerb ist, es zählt nicht das Gewinnen, sondern die Poesie. Sieben Minuten Bühnenzeit, ein selbstgeschriebener Text, keine Hilfsmittel und das Publikum entscheidet: Das ist das Rezept für das Format. Beim Peace Poetry Slam stehen bis zu acht Autor*innen auf der Bühne. Jeder kann dabei sein, der/die einen eigenen Text hat und sich der Wertung des Publikums stellen möchte. 

Beim Peace Poetry Slam ist das Thema allerdings vorgegeben. Der Text muss sich mit der Friedens-Thematik auseinandersetzen. Doch ob als Gedicht oder Kurzgeschichte, ob als gerappte Lyrik oder lyrischer Rap, ob politisch, dramatisch, komisch oder satirisch, das ist jedem Autor, jeder Autorin selbst überlassen, nur inhaltlich gibt es Vorgaben.